Wie verändert Mobilität den Raum, in dem wir leben?
AusstellungFreitag | 22. Mai 2020–16. Oktober 2020afo architekturforum oberösterreichim Rahmen der afo-Schwerpunktsaison zur Mobilität in Oberösterreich
Kuratiert von Stefan Groh, Madlyn Miessgang (studio eva) und René Ziegler
Seit jeher sind Menschen mobil und ist Mobilität Grundbedingung für Fortschritt, Austausch und Wohlstand. Dabei war Mobilität niemals unabhängig von anderen Bereichen des Lebens, sondern immer wechselseitig massiv mit ihnen verflochten. Die Entwicklung von Siedlungsformen geht dabei Hanad in Hand: Wie und wo wir wohnen, arbeiten, unsere Freizeit verbringen oder konsumieren ist Ergebnis unserer Mobilität und bedingt gleichzeitig bestimmte Formen von Mobilität.
Waren früher gerade kleine Städte sowie der ländliche Raum mit seinen Dörfern durch einen hohen Grad an lokaler Mikromobilität und einer gewachsenen und engmaschig verwobenen Versorgungs- und Sozialstruktur geprägt, brachte die zunehmende Motorisierung besonders diese Raumtypen in strukturelle Bedrängnis. Mit der weiteren räumlichen Konzentration von Infrastrukturen und Versorgungseinrichtungen und der gleichzeitigen Ausdünnung der ländlichen Lebensräume werden der Flächenverbrauch und die Abhängigkeit vom Auto immer weiter einzementiert.
Ähnlich der Nachkriegszeit und dem autogerechten Stadtumbau befinden wir uns auch heute wieder am Anfang eines Umbruchprozesses. Straßenräume werden immer häufiger als Verhandlungsraum zwischen den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer*innen gesehen und die autozentrierte Aufteilung infrage gestellt. Angesichts von Klimakrise, oft lebensfeindlichen Stadträumen und ausgedünnten ländlichen Strukturen ist diese Neuverhandlung und Neuausrichtung dringend notwendig.
Mit der Corona-Pandemie erleben wir einen Ausnahmezustand, der vieles – gerade in unserem Mobilitätsverhalten – radikal verändert. Zu physischer Distanz gezwungen und oftmals aufgrund des Lockdowns in Home-Office oder Home-Schooling, gab es einen deutlichen Rückgang der Mobilität insgesamt und ebenso eine Verschiebung innerhalb der Verkehrsmittel. Die Auswirkungen dieses Einschnitts in unser gewohntes Leben und auch die möglichen zukünftigen Veränderungen unseres Mobilitätsverhaltens sind Teil dieser Ausstellung.
Produktion afo Thomas Kluckner, Franz Koppelstätter, Leonie Reese, Ursula ReiterWandbild Madlyn Miessgang (studio.eva)*Lektorat Thomas TaborskyRecherche Nils PetersFotos Violetta Wakolbinger
Linz | 2020
Oberösterreich ist in zahlreichen Fragestellungen und zukünftigen Herausforderungen prototypisch für viele westliche Regionen, gleichzeitig wiederum sehr speziell: So zeichnet sich die Region Linz mittlerweile österreichweit durch die höchste Wirtschaftsleistung pro Einwohner*in aus. Diese geballte Wirtschaftskraft führt dazu, dass Linz nach wie vor mehr Arbeitsplätze als Einwohner*innen aufweisen kann und jeden Werktag ca. 110.000 Beschäftigte ein- und wieder auspendeln. Dies wiederum geschieht vorrangig mit dem Auto, dem gerade durch das Wachstum in der Region noch eine weitere Steigerung als Verkehrsmittel prognostiziert wird. So erhöhte sich in den letzten zehn Jahren außerhalb der Landeshauptstadt Linz die Zahl der Autos stärker als die Bevölkerungszahl – der Motorisierungsgrad nimmt also immer noch zu. Gleichzeitig liegt der Flächenverbrauch im Land Oberösterreich mit über 750 Hektar pro Jahr im europäischen Spitzenfeld.
Die Ausstellung blickt zurück auf die Anfänge der autogerechten Stadt und untersucht, warum unsere Umwelt heute so aussieht wie sie aussieht. Sie lotet aus, welche großen Veränderungen unser Leben und unsere Mobilität in Zukunft prägen werden. Und sie begibt sich auf die Suche nach vielfältigen Projekten für eine andere Art der Mobilität, kleine und großmaßstäbliche Vorreiter dieses Wandels.